Spielstunden

Warum ich keine Spielstunden anbiete…

Ein Hund, der bei Begegnungen mit anderen Hund gelassen bleibt, egal, ob er an der Leine ist oder frei, egal wie groß die Distanz zum anderen Hund ist, egal ob fremder oder bekannter Hund – das ist für viele Hundebesitzer ein Traum.

Die Realität sieht aber oft anders aus.

Um zu verstehen, warum das so ist, werfen wir zunächst einen Blick zurück in die Vergangenheit.

Noch vor 15 / 20 Jahren waren Welpenspielgruppen eher die Ausnahme als die Regel. Möglichkeiten von Sozialkontakten für Hunde aus der Gegend hier im Osten von Brandenburg waren eher beschränkt. Man begegnete sich meistens am Zaun, wobei ein Part auf der einen Seite eher lautstark den anderen vertrieb, oder draußen wurden die Hunde an der Leine aneinander vorbei gezerrt.
Möglichkeiten für Freilauf gab es nicht oder nur für diejenigen, die sich auch mal an die Stadtgrenzen bewegten, oder die, die ohne Leine dann auch abrufbar waren. Die soziale Kompetenz der Hundepopulation ließ zu wünschen übrig.
Dann gab es neue Erkenntnisse in der Verhaltensforschung. Man wusste nun, dass es wichtige Entwicklungsphasen in den ersten Lebenswochen bzw. Lebensmonaten der Hunde gibt, u. a. die so genannte Sozialisierungsphase, in der der Hund alle wichtigen Dinge seiner Umwelt kennen lernen sollte. Welpenprägungstage bzw. Welpenspielstunden waren nun im Trend.
Viele meiner Kunden besuchten oder besuchen vor oder parallel zu meinen Kursen diese Welpenspielgruppen in der Umgebung. Diese Gruppen sollen eigentlich den Zweck erfüllen, jungen Hunden soziale Kontakte mit Artgenossen zu ermöglichen, damit man später einen sozial kompetenten Hund an seiner Seite hat.
So ist / war der Plan.
Wenn ich nun also die Zeit vorher (also vor den Welpengruppen) und heute vergleiche – ist da irgendetwas besser geworden?

Nein!

Die Gründe dafür sind die Folgenden:

Die Hunde lernen in solchen Spielgruppen:

    • Andere Hunde machen Angst / sind gefährlich, weil sie mich über den Haufen rennen
    • Der Anblick anderer Hunde wird zum Stressauslöser, weil ich gelernt habe: Hund = Spielen oder eher wildes Raufen
    • Viele Hunde leben im wilden Spiel rassetypische (unsoziale) Verhalten aus wie : hüten, jagen, die Hinterbeine festhalten usw.

In den schlimmsten Fällen hören die Besitzer dann inkompetente Bemerkungen wie: “Hunde machen das unter sich aus”, “da muss er sich jetzt dran gewöhnen”, “da muss er durch” usw. Mal abgesehen davon, dass man immer die Fachkompetenz der Veranstalter hinterfragen sollte, können diese auf Grund der viel zu großen Anzahl der teilnehmenden Hunde solche ungewollten Verhalten gar nicht stoppen.
Und ja, man muss an dieser Stelle das Konzept der Welpenspielgruppe an sich in Frage stellen.

Denn:

Was Hunde leider nicht in diesen Spielgruppen lernen ist:

  • Sich in Anwesenheit andere Hunde zu entspannen
  • Sich fremden Hunden höflich zu nähern
  • Etwas mit ihren Menschen zusammen zu machen (die Besitzer sind eher immer die Spielverderber, weil sie das Spiel beenden)
  • Oder aber an fremden Hunden einfach vorbei zu laufen

Doch erinnern wir uns, war es nicht genau das, was wir eigentlich mal erreichen wollten? Die Folge dieser falschen Verknüpfungen ist leider eine hohe Wahrscheinlichkeit, später eine hausgemachte Leinenaggression zu entwickeln. Natürlich sind Sozialkontakte für junge Hunde wichtig. Weil auch KEINE Kontakte haben zu können zu Problemen führt. Das hatten wir ja bereits früher mal.

Was ist zu tun?

Für Hundekontakte sollte die Regel gelten: Qualität geht vor Quantität!

Der Inhalt einer guten Sozialisierung sollte sein:

1. Der Hund hat einen oder auch gerne mehrere gute Hundekumpels, Freunde, mit denen er gut ohne Leine spielen kann, ohne zu raufen; der Mensch sollte von Beginn an darauf achten,

  • dass das Spiel nicht zu lange dauert oder zu laut / wild wird
  • dass es Spielpausen gibt
  • dass das Spiel zu jeder Zeit positiv (!!) unterbrochen werden kann

Deswegen sind gemeinsame Spaziergänge immer besser als stationäre Aufenthalte, weil die Hunde zwischendurch auch mal schnüffeln o. ä. tun – was Hunde halt so tun :) .

1. Der Hund lernt, sich an der Leine in der Nähe fremder Hunde ruhig zu verhalten bzw. an Hunden ruhig und entspannt vorbei zu laufen, indem der Mensch den Abstand zum fremden Hund so wählt, dass kein Stress ausgelöst wird und das Verhalten was er verstärken möchte, nämlich das ruhige vorbei Laufen, großzügig belohnt wird.

2. Der Hund wird nicht gezwungen, Kontakt mit Hunden aufzunehmen, wenn er es gar nicht möchte.

3. Wenn Kontakt aufgenommen wird (egal ob an der Leine oder ohne), dann langsam und ruhig.

Das ist das Konzept, welches ich zukünftig in meinen Kursen umsetzen werde:

  • Im Basiskurs lernen die Hundebesitzer die Werkzeugkiste des positiven Umgangs mit ihrem Hund kennen.
  • Im Begegnungstraining wird, wenn notwendig, das höfliche Verhalten gelernt.

Übrigens, die Kurse “Entspannte Begegnungen” zeigen eines ganz deutlich:

Es ist tatsächlich erstaunlich, dass , wenn man Hunden auf größerer (noch stressfreier) Distanz die Entscheidung überlässt, ob sie zum anderen Hund hin möchten oder nicht, sie sich für NICHT hingehen entscheiden!
Für erwachsende Hunde werden neue Bekanntschaften und vor allem das Spielen mit fremden Hunden immer unwichtiger. Wenn sie überhaupt spielen, dann nur mit guten Freunden. Um so wichtiger ist es also, dass Hunde es lernen, sich in Anwesenheit anderer Hunde entspannen zu können.
Und nicht zu vergessen: es wird immer Hunde geben, die, warum auch immer, keinen Kontakt mit fremdem Hunden möchten. Das muss der Mensch und auch sein Hund einfach akzeptieren.

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